Nobelpreis an Nadia Murad war überfällig

Nadia Murad wurde, genau wie tausend andere Êzîdinnen und Êzîden, am 3. August 2014 von IS-Schergen entführt und missbraucht. Während die Männer auf der Stelle exekutiert wurden, wurden die Kinder und Frauen verschleppt, um die Frauen sexuell zu missbrauchen und die Kinder als potenzielle Selbstmordattentäter auszubilden.

Das Ziel des IS war es das êzîdische Volk auszulöschen, dagegen haben Êzîdinnen und Êzîden weltweit Widerstand geleistet. In Shinghal haben tausende êzîdische junge Männer und Frauen sich den Widerstandseinheiten angeschlossen.

In Deutschland und anderen westlichen Ländern sind hunderte êzîdische Aktivisten auf die Straße gegangen und in die Ministerien um auf die Gefahr hinzuweisen. Ein Ziel der êzîdischen Aktivisten war von Anfang an die verschleppten Êzîdinnen und Êzîden zu befreien. Über êzîdische Netzwerke wurden über 3000 Frauen befreit, eine von ihnen war Nadia Murad.

Der Zentralrat der Êzîden hat sich schon in den ersten Tagen dafür stark gemacht, dass schwer traumatisierte Frauen und Mädchen nach Deutschland gebracht werden. Das Bundesland Baden-Württemberg hat diese Forderung aufgegriffen und 1100 Personen, überwiegend verschleppte und anschließend befreite Mädchen und Frauen, nach Baden-Württemberg gebracht. Die frisch gekürte Friedensnobelpreisträgerin gehörte zu diesem Kontingent.

Kurze Zeit später wurde Nadia Murad zur Sonderbotschafterin der UN ernannt; ähnlich wie viele êzîdische Aktivistinnen und Aktivisten hat Nadia Murad jeden Tag sich gegen Unterdrückung, Ausrottung und Vertreibung von Êzîdinnen und Êzîden und für ein friedliches Zusammenleben im Irak, aber auch weltweit geworben.

Dazu Dr. Irfan Ortaç, Vorsitzender des Zentralrats der Êzîden in Deutschland (ZÊD): „Nadia steht, wie keine Andere für Freiheit und Frieden. Nadia und andere Êzîdinnen ist das Schlimmste, im Namen des Islams, angetan worden. Trotz alledem hat Nadia, wie ihr durch ihre Religion beigebracht wurde, keinen Hass gegenüber Muslimen und Muslimas empfunden. Ganz im Gegenteil: Sie hat stets für ein friedliches Zusammenleben auf der Welt geworben; zuletzt bei der Genozid-Gedenkveranstaltung des Zentralrats der Êzîden (ZÊD) am 3. August 2018 in Gießen. So sehr ich mich über diese Preisverleihung an Nadia und alle Êzîdinnen und Êzîden freue, die verschleppten Frauen und Kinder, die noch in der Hand des IS sind, dürfen nicht vergessen werden und auch für ihre Befreiung müssen wir alles unternehmen.“

Zemfira Dlovani, stellvertretende Bundesvorsitzende des Zentralrats der Êzîden in Deutschland (ZÊD), fügte hinzu: „Der Friedensnobelpreis an Nadia ist an alle êzîdische Frauen. Es ist für uns der Auftrag überall auf der Welt für die Rechte aller Frauen, aber insbesondere für die êzîdischen Frauen zu kämpfen und uns einzusetzen. Morgen, am 6. Oktober, findet in den Räumen der Êzîdischen Gemeinde in Lollar ein Frauen-Symposium zu dem Thema „Genozid an Êzîdinnen” statt.“

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